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NEUE AUSSTELLUNG: NOVEMBERLAND

Helmut Feldmann: Landschaft II, 2012
Helmut Feldmann: Landschaft II, 2012

Die scheinbar endlose Weite der norddeutschen Landschaft in ihrer ganzen Melancholie und Kargheit, reduziert auf Himmel und Erde, Wolken und Moor, Farben und Stimmungen, bildet ein zentrales Thema im Werk Helmut Feldmanns. Von der Druckgrafik herkommend, verwendet er für seine Gemälde die Kupferdruckfarbe, der er in dieser neuen Verwendungsform eine beeindruckende Nuanciertheit und räumliche Tiefe abgewinnt.
Radierungen von Fritz Overbeck sowie Ölgemälde von Fritz Overbeck und Hermine Overbeck-Rohte aus Worpswede ergänzen die Ausstellung.
Helmut Feldmann, geboren 1964 in Ostfriesland, studierte Grafik und Malerei in Groningen. Er lebt und arbeitet in Oldenburg.

Eröffnung der Ausstellung »Novemberland«
am Sonntag, 5. November 2023 um 11.30 Uhr
Es sprechen Dr. Wiebke Steinmetz, Kunsthistorikerin, und Dr. Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums.
Eintritt frei.
Der Künstler ist anwesend.

 

Führungen
mit Museumsleiterin Katja Pourshirazi
Sonntag, 12. November um 11.30 Uhr
Sonntag, 21. Januar um 11.30 Uhr (Finissage)                                  

Künstlergespräch
mit Helmut Feldmann
Sonntag, 26. November um 11.30 Uhr

Zeichenworkshop
mit Martina Jenning
am Samstag, 18. November von 11 bis 16 Uhr (inkl. Pause)
max. 10 Teilnehmer:innen
Information und Anmeldung unter 0421 - 663 665                           
50 Euro

Radierworkshop
mit Anja Höppner
am Samstag, 13. Januar und Sonntag, 14. Januar
jeweils von 11.30 bis 16 Uhr (inkl. Pause)
max. 6 Teilnehmer:innen
Information und Anmeldung unter 0421 - 663 665                           
90 Euro (+ Material, wird nach Bedarf abgerechnet)


ERÖFFNUNGSREDE FÜR HELMUT FELDMANN ZUR AUSSTELLUNG »NOVEMBERLAND«
VON DR. WIEBKE STEINMETZ

Lieber Helmut Feldmann,
liebe Katja Pourshirazi,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,


»Novemberland«, passender hätte der Titel dieser Ausstellung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewählt werden können.
Jetzt ist er da, dieser November, der im Laufe des Jahres zumeist nicht unbedingt als »Lieblingsmonat« empfunden wird. Es ist dunkel, nass, windig und feucht, die Natur und das Licht ziehen sich zurück, die kalte Winterzeit steht bevor, die hier in Nordwestdeutschland meist durch Regen, Kälte, Sturm und Nebel, durch das ungemütliche »Schmuddelwetter« bestimmt wird.


Die Natur bereitet sich auf den Winter vor, die Blätter fallen, die Pflanzen vergehen, ein Farbwechsel von herbstlich leuchtendem Rot und Gelb vollzieht sich hin zu Brauntönen in allen Variationen. Das Laub wird weggefegt, vom Wind oder von den Menschen, die Bäume werden kahl und offenbaren ihre klare Struktur. Die Natur wird jetzt wieder ruhen, sich ausruhen, um im Frühjahr den jährlichen Rhythmus der Jahreszeiten mit für uns unsichtbarer Kraft von Neuem zu beginnen.
In heutigen Zeiten mögen Ihnen meine Worte ein wenig romantisiert oder gar unglaubwürdig erscheinen, denn unsere Erfahrungen der vergangenen Jahre weisen Verschiebungen dieser Wetterphänomene auf, auch für den Monat November. Denn es dauert jetzt irgendwie länger, bis der erste Frost da ist, der die letzten Blätter von den Bäumen holt. Es ist zwar irgendwie alles da, aber doch ein wenig verschoben und manchmal auch außerordentlich heftig so wie der Sturm vor drei Tagen.


Aber das soll jetzt nicht im Vordergrund meiner Erläuterungen stehen, vielmehr möchte ich Sie heranführen an die Kunst und die Werke dieser thematischen Ausstellung von Helmut Feldmann, die tief in den Natur- und Wetterphänomenen der norddeutschen Landschaft verankert sind.
Und damit sind wir auch schon bei Fritz Overbeck, dem Namensgeber dieses Museums, der mit seiner naturalistischen Malerei einen bedeutenden Beitrag zur Landschaftsmalerei der Klassischen Moderne geleistet hat. Seine menschenleeren Moorlandschaften und natürlich auch seine Wolkenbilder in ihrer stimmungsvollen Dynamik sind motivisch dem ähnlich, was uns Helmut Feldmann in dieser Ausstellung zeigt.
Und an dieser Stelle erlaube ich mir ein herzliches Lob auf Katja Pourshirazi, die seit zwölf Jahren dieses Haus mit einer klugen Ausstellungskonzeption führt. Immer wieder aufs Neue finden an diesem Ort anregende Spiegelungen zeitgenössischer Positionen mit dem Werk von Fritz und Hermine Overbeck statt. Dadurch werden viele inspirierende Denkanstöße gegeben und das Werk von Fritz und Hermine Overbeck immer aufs Neue auf seine Modernität hin befragt. Ein Konzept, das von einem besonders bemerkenswerten Engagement getragen wird!


Doch nun zur Ausstellung: Helmut Feldmann hat sich – ähnlich wie Fritz Overbeck in seiner Zeit – in seiner künstlerischen Arbeit überwiegend mit dem Thema der Landschaft beschäftigt. Diese Gattung der Malerei beinhaltet die bildhaft künstlerische Wiedergabe der die Menschen umgebende unberührte oder von ihm beeinflusste Natur. Es geht um das, was uns umgibt, wenn wir hinausgehen, wenn wir Abstand suchen von der täglichen Betriebsamkeit.
Die Landschaften von Helmut Feldmann, die in einer individuellen und zeitgemäßen Weise umgesetzt werden, erzählen von diesem Herausgehen in die Natur. Die Ergebnisse seines Schaffens zwischen 2006 und heute sehen Sie in dieser Ausstellung mit über 30 ausgewählten, meist kleinformatigen Arbeiten.
Der 1964 in Ostfriesland geborene Künstler, der auch die überwiegende Zeit seines Lebens hier in Nordwestdeutschland und den angrenzenden Niederlanden verbracht hat, scheint der hiesigen Landschaft innerlich tief verbunden zu sein und hat in ihr sein Sujet gefunden.
Helmut Feldmann stellt mit seinen Landschaften nicht die geografischen oder kulturell wertvollen Besonderheiten dieser Region dar, sondern gibt seine subjektive Sicht auf verschiedene Aspekte seines Erlebens der ostfriesischen Landschaft wieder. Er verdeutlicht sein ganz individuelles Verhältnis zur Natur und steht damit in der Traditionslinie der Landschaftsmalerei.
Die Besonderheit seiner Malerei ist, dass er abstrakte Landschaften darstellt, die dennoch einen Ortsbezug zulassen, der allerdings nur sichtbar wird, wenn die Kenntnis von Ostfriesland vorhanden ist.


Und was ist für diese Region eigentlich typisch?
Natürlich das Wattenmeer, das im Norden mit den vorgelagerten Inseln liegt, das aber für die Kunst von Helmut Feldmann eine eher untergeordnete Bedeutung hat. Ihn zieht es mehr ins Landesinnere, in die Geest- und Marschlandschaft, die eher flach ist. Dort gibt es nur wenige Waldgebiete und abgesehen von den Wallhecken der Geest, breitet sich in nahezu baumloser Weite das Land bis zum Horizont aus.
Eine geologische Besonderheit sind die Moore, die heutzutage zunehmend wieder bewässert werden, was durch den häufigen Regen, der auch zu dieser Region gehört, begünstigt wird.


Diese Region ist nicht sonderlich pittoresk oder spektakulär, sondern sie trägt einen speziellen Charme von Bescheidenheit und Ursprünglichkeit in sich.
Die genannten Aspekte von Ostfrieslands Natur lassen sich alle in den Werken von Helmut Feldmann entdecken: Oft zeigt er einen radikal leeren, meist dunklen Raum, der eine wie mit einem Lineal gezogene Horizontlinie zeigt, darüber ein bewölkter Himmelsraum, der bis zu Fünfsechstel des Bildes einnehmen kann.
Nur selten führen Bildelemente den Blick der Betrachtenden in den Bildraum hinein. Die Tageszeit lässt sich nicht bestimmen und es fehlt an perspektivischer Tiefe und die Entscheidung, ob es sich um Nah- oder Fernansichten handelt, ist nicht immer eindeutig.
Die Landschaft ist eher ruhig, beschaulich und langsam. Der weite Horizont gewährt viel Raum für überwältigende Wolken- und Wetterphänomene zwischen Weißtönen, über Grau in allen Nuancen, etwas schmutzigen Gelb-, Blau- und Grüntönen, erdigen Rot- und Brauntönen bis hin zu Schwarz changierend.
Die Bilder von Helmut Feldmann wirken wie unberührt, irreal und real zugleich. Bewusst verwendet er ein reduziertes Formenvokabular, kein Baum, kein Strauch lenken den Blick von der Intensität der Naturwahrnehmung ab. Der Himmel ist der bestimmende Ausdrucksträger und kann auch schon mal eine bedrückende oder bedrohliche Stimmung erzeugen. Den Künstler verbindet eine tiefe Liebe zur Natur, er bewegt sich oft in der Landschaft und insbesondere der weite Blick in den ostfriesischen Mooren hat es ihm angetan. Unberührte Natur, menschenleere Landschaften, die wirken, als ob es noch keine Berührung mit der Zivilisation gegeben hat: ursprünglich, unverändert, roh.


Die frühen Drucke, die Sie in den Ausstellungsvitrinen finden, schuf Helmut Feldmann 2006 mit Druckfarbe auf Alu-, Plastik- oder Frischhaltefolie. Sie besitzen einen hohen experimentellen Charakter. Er probiert darin eine persönlich entwickelte Technik aus und gelangt zu einer hochsensiblen, individuellen Malerei, die der Druckgrafik eng verbunden ist. Denn die Druckgrafik ist sein zweites künstlerisches Spielbein, das hier in der Ausstellung allerdings nicht präsentiert wird.
In seinen frühen Arbeiten lässt sich die Landschaft nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennen. Es sind eher Strukturen, die an landschaftliches erinnern, denen aber die Eindeutigkeit einer Landschaft fehlt. Vielleicht sind es Fantasielandschaften oder künstlerische Reflexionen eines Naturerlebnisses. Dennoch tragen diese zarten Werke, bereits alles in sich, womit sich Helmut Feldmann seit nun fast zwei Jahrzehnten auseinandersetzt.
In Lost Place von 2010, einem kleinen Druck mit Alufolie in einer diffizilen Farbigkeit aus Grau- und Brauntönen, ist die horizontale Ausrichtung deutlich erkennbar.


Das Bild Alpenland aus demselben Jahr scheint etwas konkreter zu werden. Hier erscheint am Horizont eine fast realistische Berglandschaft mit zerklüfteten Felsen, die allerdings allein aus den Falten der Plastiktüte, mit der gedruckt wurde, resultiert.
Diese Hin- und Her-Driften zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit ist ein sich durchziehendes Merkmal in seiner Kunst.
Helmut Feldmann bereitet seine Landschaften nicht durch Zeichnungen oder Fotografien in der Natur vor, sondern begibt sich jeweils unmittelbar in einen experimentellen Entstehungsprozess, der mit Kupferdruckfarbe auf Passepartoutkarton, aus der Erinnerung heraus, mit viel Wissen und Erfahrung um die Materialität seiner Werkstoffe und einer großen Portion Intuition ausgeführt wird.
Die Besonderheit liegt in der Verwendung der Kupferdruckfarbe. Das ist eine hoch pigmentierte Tiefdruckfarbe, die es in allen Farbstellungen gibt.
Die Farbe ist zäh, benötigt ähnlich wie Ölfarbe viel Zeit zum Trocknen und ist eher widerspenstig in der Verarbeitung. Sie wird in dünnen Schichten und Lasuren auf dem glatten Karton aufgetragen.


Um die Kupferdruckfarbe einfacher zu verarbeiten, kann sie mit Leinöl vermischt und somit geschmeidiger gemacht werden. Zuweilen muss er die Farbe aber auch mit dem Handballen bearbeiten, um die Effekte und Stimmungen zu erzeugen, um die es ihm in seinen Bildern geht.
Die sensible Farbgestaltung erzeugt oftmals eine wohltuende, beruhigende Wirkung, die nicht zuletzt aus den langen Trocknungsprozessen zwischen dem Auftrag der einzelnen Farbschichten resultiert. Helmut Feldmann hat für seine Kunst eine individuelle und zeitaufwendige Technik entwickelt, in der er dem Aspekt Zeit bewusst viel Raum gibt. Motivisch reduziert er seine Bilder im Wesentlichen auf vier Aspekte: Wolken / Horizont / Moor / Schichtungen.
Es gibt immer wieder diesen Moment in seinen Bildern, der einem in seiner Einfachheit schlichtweg den Atem nehmen kann. Beispielsweise das nur 15 x 48 cm messende Bild Weg am Meer von 2021. Dargestellt ist eine dunkle Silhouette von Büschen und ein schmaler Horizontstreifen, der sich vor einem mächtigen, wolkenverhangenen Himmel öffnet. Die Weite des Himmels suggeriert dem Betrachter die Winzigkeit des eigenen Daseins im Gesamtkosmos der Natur und das alles wie gesagt in kleinstem Format.


Eine ähnlich radikale Bildstrategie verfolgt er in dem Gemälde Blaues Gras von 2022: hier nimmt die Himmelzone sogar Siebenachtel des Bildraumes ein. Die Wolken sind mit feinstem Pinselstrich so zart aufgetragen, dass die Assoziation von absoluter Stille auftritt.
In Flussinsel von 2021 verschmelzen Himmel und Erde, Himmel und Moor förmlich miteinander, Anders verhält es sich bei Horizont von 2022. Das erdige Braun des Moores scheint sich gegen das neutrale Hellgrau des Himmels aufzubäumen.
Wenn die Bilder von Helmut Feldmann als Klangbilder gelesen werden könnten, würden wir sehr verschiedene Höhen, Tiefen und Lautstärken vernehmen. Teilweise ist impulsives, lautes Tosen eines Sturmes zu hören, teilweise eine unglaubliche Stille. Er dekliniert die zahlreichen Facetten der Landschaft mit Sensibilität, Raffinesse und großer Erfahrung durch.


Es entstehen Bilder, die wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben, sondern sehr viel Seelisches und Gefühltes zeigen. Meines Erachtens sind seine Landschaften Erinnerungsbilder seelischer Naturbegegnung. Ich möchte es fast so ausdrücken, dass es Helmut Feldmann gelingt, der »norddeutschen Seele« oder noch präziser, der »ostfriesischen Seele« in seinen Bildern Ausdruck zu verleihen.
Er zeigt nicht, was er sieht, sondern das, was er fühlt, wenn er durch die Landschaft streift. Seine Werke sind von tiefer Authentizität und echtem Empfinden geprägt. Und die Landschaft hier in Nordwestdeutschland ist nun einmal nicht besonders anheimelnd, seicht und romantisch oder bizarr und aufregend, sondern eher etwas derb, melancholisch, aber auch sehr ehrlich. Das ist es, was mich an den Werken von Helmut Feldmann immer aufs Neue fasziniert: diese Ehrlichkeit und Bescheidenheit in der Landschaftsdarstellung.


In mancher Hinsicht steht Helmut Feldmann damit in einer Traditionslinie zu Caspar David Friedrich, der einer der ersten war, der psychische Befindlichkeiten und ein subjektives Naturempfinden malerisch zum Ausdruck brachte. Sein Mönch am Meer, der sich den Naturgewalten ausliefert, begegnet uns in abstrakt formulierter Weise in den Landschaften von Helmut Feldmann. Allerdings verzichtet er konsequent auf die Rückenfigur und dennoch gelingt es ihm, die gleiche Urkraft der Natur wie bei Caspar David Friedrich spürbar werden zu lassen.


Dass seine Bilder aber nicht immer schwer und erdverbunden sind, zeigen die Monotypien Sintflut und Stürmische See, beide von 2017. In ihnen lassen sich gestische Elemente entdecken, die sich aus dem Entstehungsprozess des Druckes ergeben und zeigen, dass er auch ganz anders kann. Bei der Monotypie sind die Farbverläufe nur bedingt beeinflussbar. Die Experimentierfreude des Künstlers führt die Bildresultate an die Landschaftsauffassung eines William Turners heran und offenbart damit einen weiteren Entwicklungsstrang seiner Malerei. Auch seine Himmel- und Wolkenbilder, die vor allem in den letzten Jahren entstanden sind, sprechen eine andere Sprache. Sie zeigen sehr leichte, luftige Farbstimmungen in delikaten Weiß- und Grautönen. Insbesondere mit der im vergangenen Jahr geschaffene Bildserie Clouds, bei der Helmut Feldmann auf abgeschliffenen Aludibondplatten mit Lack arbeitet, gelangt er zu einem völlig neuen ästhetischen Ausdruck.


Doch bevor ich nun zum Ende meiner Ausführungen komme, möchte ich noch kurz zwei Projekte von Helmut Feldmann – der ansonsten auch als beliebter Kunstvermittler bekannt ist –  erwähnen, in denen der Künstler den Blick in die Geschichte gerichtet hat. Unter anderem gelang ihm diese Strategie mit dem Projekt Unweg, der künstlerischen Erforschung einer historischen Landschaft. 2021 beschäftigte er sich dafür mit der Schlacht zu Detern, die 1426 stattfand. In Detern standen sich zwei Friesenhäuptlinge in einer David-und-Goliath-Situation gegenüber und nur die genaue Kenntnis der Landschaft ermöglichte einen gerechten Sieg für den Schwächeren.


Helmut Feldmann besuchte den Ort mehrere Male, erforschte und reflektierte die dortige Landschaft nach fast 600 Jahren. Dieses Projekt mit ungewöhnlicher historischer Perspektive brachte eine Reihe eindrucksvoller Bilder hervor und mündete in einer Ausstellung im Stadtmuseum Oldenburg.
Ein zweites Projekt, das ich kurz erwähnen möchte, fand 2022 in der Lamberti Kirche in Oldenburg statt. Dort wurde das Triptychon Muttererde im sonst öffentlich nicht zugänglichen Südwestturm der Kirche – einem sogenannten »geheimen Raum« – ausgestellt. Bereits 2001 entstand das Triptychon, nachdem Helmut Feldmann die letzten Feldpostbriefe seines Großvaters aus dem Zweiten Weltkrieg gelesen hatte. In der dazugehörigen Performance, die Sie auf You Tube ansehen können, werden die Briefe des Großvaters vorgelesen und es entsteht vor dem Triptychon eine eindrückliche Inszenierung, die leider vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine eine erschreckende Tragik und Aktualität besitzt.


Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinen Bemerkungen das Werk von Helmut Feldmann ein wenig nahebringen konnte.
Seine Landschaften lassen die Spiegelung von Stille, Ursprünglichkeit und auch seelische Befindlichkeit zu. Aber sie verlangen den Betrachtenden auch ab, dass sie sich öffnen, in einen inneren Dialog mit dem Dargestellten treten und Berührung zulassen. Geschieht das, können die Gedanken schweifen und eine besondere Tiefe zu den eigenen Gefühlen für die Natur reflektiert werden.
Nun möchte ich meine Ausführungen mit einem Gedicht von Helmut Feldmann enden lassen, in dem sich meiner Meinung nach viel von seiner leicht melancholischen, aber immer an die Natur gerichteten künstlerischen Haltung widerspiegelt.


Ich zitiere:


Leise, nur leise
Wenn sich mein Gestern und mein Morgen
Begegnen – werde ich gehen.
Meine Worte werden leise,
meine Sprache nicht mehr die eure sein.

Mit dem Winde werde ich kreisen,
Oh welche Freude in den Wirbeln zu tanzen.
Im Nebel, schaut ihr genau,
wird meine Gestalt ruhen vom Sturm.
Nur dürft ihr nicht suchen,
nicht rufen, oder gar schreien.
Und stellt keine Fragen mehr,
die Antworten würdet ihr nicht verstehen.
Leise, nur leise werdet ihr mich sehen.
Leise, nur leise werde ich bleiben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nun viel Freude und Muße bei der Betrachtung der Landschaften im Novemberland von Helmut Feldmann und danke Ihnen für die Aufmerksamkeit!

Dr. Wiebke Steinmetz, Kunsthistorikerin

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